3. Oktober 2015
Druckerei J. J. Augustin
Am diesjährigen Tag des offenen Denkmals (13.09.2015) besuchte ich die kulturhistorisch bedeutsame Druckerei Augustin in Glückstadt. 1632 erhielt der dänische Buchdrucker Andreas Koch das Privileg, eine königliche Buchdruckerei einzurichten. Nach einer wechselvollen Zeit gelangte die Druckerei 1775 in den Besitz der Familie Augustin, heute ist sie im Besitz der Familie Reimers. Berühmt wurde die Druckerei zu Anfang des 20. Jahrhunderts durch den Chinesischen Satzzirkel (oder – laut dem ehem. Setzer Karl-H. Quoss aus Glückstadt – Satzzirkus), eine sinnreiche Eigenkonstruktion von 1926 der Offizin für den Handsatz von chinesischen Dokumenten. Um chinesische Schriften setzen zu können, importierte Heinrich Wilhelm Augustin im Jahre 1912 die ersten 7.000 chinesischen Bleilettern aus Shanghai, die per Postschiff nach Hamburg und dann auf dem Landweg nach Glückstadt geliefert wurden (später sollten weitere 12.000 dazu kommen). Dr. Jürgen Bönig vom Museum der Arbeit Hamburg führte durch die Druckerei und schilderte dabei auch die Probleme, diese kulturhistorisch bedeutende Stätte für die Nachwelt zu erhalten. Ein Porträt der Druckerei findet sich auch in dem dokumentarischen Filmessay Zwiebelfische – Jimmy Ernst, Glückstadt-New York von 2010. Der Sohn des Künstlers Max Ernst fand in der Druckerei Augustin als Lehrling Unterschlupf vor den Nazis, bevor er 1938 von Hamburg mit dem Schiff nach New York auswandern konnte.