Der »Chinesische Satzzirkel«

3. Oktober 2015

Druckerei J. J. Augustin

Am diesjährigen Tag des offenen Denkmals (13.09.2015) besuchte ich die kulturhistorisch bedeutsame Druckerei Augustin in Glückstadt. 1632 erhielt der dänische Buchdrucker Andreas Koch das Privileg, eine königliche Buchdruckerei einzurichten. Nach einer wechselvollen Zeit gelangte die Druckerei 1775 in den Besitz der Familie Augustin, heute ist sie im Besitz der Familie Reimers. Berühmt wurde die Druckerei zu Anfang des 20. Jahrhunderts durch den Chinesischen Satzzirkel (oder – laut dem ehem. Setzer Karl-H. Quoss aus Glückstadt – Satzzirkus), eine sinnreiche Eigenkonstruktion von 1926 der Offizin für den Handsatz von chinesischen Dokumenten. Um chinesische Schriften setzen zu können, importierte Heinrich Wilhelm Augustin im Jahre 1912 die ersten 7.000 chinesischen Bleilettern aus Shanghai, die per Postschiff nach Hamburg und dann auf dem Landweg nach Glückstadt geliefert wurden (später sollten weitere 12.000 dazu kommen). Dr. Jürgen Bönig vom Museum der Arbeit Hamburg führte durch die Druckerei und schilderte dabei auch die Probleme, diese kulturhistorisch bedeutende Stätte für die Nachwelt zu erhalten. Ein Porträt der Druckerei findet sich auch in dem dokumentarischen Filmessay Zwiebelfische – Jimmy Ernst, Glückstadt-New York von 2010. Der Sohn des Künstlers Max Ernst fand in der Druckerei Augustin als Lehrling Unterschlupf vor den Nazis, bevor er 1938 von Hamburg mit dem Schiff nach New York auswandern konnte.

Ludwig Pro, Detail aus «Wols – Die Retrospektive»

10. Dezember 2013

Ludwig Pro

Die Ludwig, gestaltet um 2008 von Fred Smeijers (* 1961), gehört zur Gruppe der Groteskschriften. Die Bezeichnung entstand um 1830, als serifenlose Schriften vor allem im englischen Sprachraum mehr und mehr in Druckerzeugnissen Verwendung fanden. Zunächst sah man diese als plump und unelegant an, empfand sie eben als «grotesk». Deutsche Schriftenschneider waren die ersten, die Serifenlose mit Unter- und Oberlängen entwickelten, die auch für den Mengensatz geeignet waren. Ludwig basiert auf diesen ersten deutschen Serifenlosen. Sie ist aber nicht nur ein Revival, sondern Fred Smeijers zeitgenössische Interpretation einer Serifenlosen aus dem 19. Jahrhundert.

Minion, Detail aus «I’m not afraid of anything!»

4. Dezember 2013

Minion

Das Grundmodell der Minion entstammt keiner singulären Quelle, sondern ist eine Synthese aus historischen Form-Ideen und den digitaler Möglichkeiten der 1980er Jahre. Bei seinen Recherchen zur Adobe Garamond sammelte Robert Slimbach (* 1956) in europäischen Museen reichlich Material über Renaissance-Schriften. Adobe hatte gerade die Multiple-Master-Technik erfunden, mit der Schriftbenutzer ohne Zeichenwerkzeuge Zwischenschnitte selbst generieren konnten, also zum Beispiel einen etwas fetteren Bold-Schnitt. Slimbach gelang es, die Minion-Lettern mit einer Minimalmenge von Kurvenpunkten zu konstruieren. Im Jahr 2000 veröffentlichte Adobe die Schriftfamilie unter dem Namen Minion Pro im Open-Type-Format.

Monotype Grotesque, Detail aus «Sondermodelle»

Monotype Grotesque, Detail aus «Jakob Bill – Malerei»

Monotype Grotesque, Detail aus «Dieter Roth – Tränenmeer»

8. Februar 2013

Monotype Grotesque

Monotype Grotesque, gestaltet von Frank Hinman Pierpont (1860–1937), veröffentlicht 1926. Der französische Begriff grotesque ist etymologisch aus dem italienischen grottesco entlehnt, das eigentlich «zur Höhle gehörig» bedeutet. Gemeint sind damit antike Malereien und Schrift- bzw. Kerbzeichen, die in Höhlen und verschütteten Räumen entdeckt wurden. In Deutschland werden serifenlose Schriften bis heute als Groteskschriften bezeichnet. 1926 erscheint die Monotype Grotesque als eine der frühesten Serifenlosen, die für den Maschinenbleisatz geschnitten wurden. Die Schrift wurde in England nicht zuletzt aufgrund ihrer Verfügbarkeit als Montoype-Matritze in den 1950er und 60er Jahren populär.

Folio, Detail aus «Shomei Tomatsu – Photographs»

10. November 2012

Folio

Die Folio wurde 1956 von Walter Baum und Dr. Konrad Friedrich Bauer entworfen. Sie entstand etwa zur gleichen Zeit wie die Helvetica (ab 1957) und gehört auch zur Familie der serifenlosen Linear-Antiqua-Schriften. Zu Beginn der Sechzigerjahre griffen die Typographen des öfteren auf historische Grotesk-Schnitte zurück; die Folio gilt als eine Revitalisierung der Breiten Grotesk aus dem Jahr 1867.

Hiragino, Detail aus «Shomei Tomatsu – Photographs»

9. November 2012

Hiragino Kaku

Hiragino Kaku Gothic Pro. Die Hiragino wurde Anfang der 90er Jahre von Jiyukobo, einer der bedeutendsten Typedesigner-Gruppen Japans, entwickelt. Leider wurden nur die nötigsten Schriftschnitte im Betriebssystem von Apple bereitgestellt. Die komplette Familie ist recht groß und besteht insgesamt aus 56 Schnitten. Mehr zur Anwendung von japanischen Fonts von Makoto Watanabe.

Quadraat sans, Detail aus «KWI Bericht»

Quadraat sans, Detail aus «Zeitschrift für Medienwissenschaft»

Quadraat sans, Detail aus «Höhenrausch»

24. September 2012

Quadraat sans

Quadraat sans, gestaltet von Fred Smeijers, Mitbegründer der Designer-Gruppe Quadraat in Arnheim. Den Namen dieser Gruppe erhielt auch seine erste publizierte Schrift: die FF Quadraat, veröffentlicht im Jahre 1992. Erst 1997 fügte Smeijers der Familie eine Sans-Version hinzu. Seit 2004 ist Fred Smeijers Professor für Schrift im Feld digitaler Medien an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Er betreibt das Schriftenlabel ourtype.

Neue Helvetica Pro, Detail aus «Edizioni Periferia 2013»

28. Juni 2012

Neue Helvetica

Neue Helvetica Pro. Die ursprüngliche Helvetica gestaltete der Grafiker Max Miedinger. Sie wurde 1957 von Linotype auf den Markt gebracht. 1983 entwarf die D. Stempel AG die Schriftfamilie Neue Helvetica. Dafür wurden die historisch gewachsenen und nicht immer zueinander passenden Schnitte neu gezeichnet und besser aufeinander abgestimmt. Seit 2004 gibt es die Neue Helvetica Pro als OpenType-Font in 51 verschiedenen Schnitten.

Swift, Detail aus «Klaus Lutz - Im Universum»

Swift, Detail aus «Louise Bourgeois – Intime Abstraktionen»

13. Juni 2012

Swift

Die Swift war eine der ersten Digitalschriften für den Zeitungsdruck. Entworfen wurde sie 1985 vom holländischen Schriftgestalter Gerard Ungers (*1942) mit kräftigen Serifen. Ihre hohen Mittelhöhen betonen optisch die Horizontale und geben der Swift ein sehr klares Schriftbild. Namensgeber ist der Mauersegler, an dessen Flugbögen manche Kontur der Swift erinnern soll.

Nobel, Detail aus «Ilze Orinska – Labor Manuum»

23. Mai 2012

Nobel

Sjoerd Hendrik de Roos (1877–1962) gilt als der erste professionelle Schriftentwerfer Hollands. Seine Schrift Nobel entstand um 1929 als Antwort auf Futura und Berthold Grotesk. Sie war landesweit erfolgreich und wurde bis in die 1960er Jahre in vielen holländischen Bleisetzereien eingesetzt. Nach historischen Vorlagen von de Roos wurde die Schrift unter dem Namen DTL Nobel von Andrea Fuchs und Fred Smeijers in den Jahren 1990–1993 für die Dutch Type Library adaptiert und zur Schriftfamilie ausgebaut. Auch Font Bureau veröffentliche 1993 eine Neuinterpretation der Nobel in 18 Schnitten von Tobias Frere-Jones.

Docmenta Sans, Details aus «Eugen Schönebeck»

20. Oktober 2011

Documenta Sans

Documenta Sans. Von 1986–1993 wurde die Antiqua-Schriftfamilie DTL Documenta von Frank E. Blokland (* 1959) entwickelt und später durch die Serifenlose DTL Documenta Sans ergänzt. Sie lehnt sich an klassische Antiqua-Schriften an, vereinheitlicht aber deren An- und Abschwellen der Linienstärke.

Johnston Sans, Detail aus «Nils Nova – Works so far»

12. August 2011

Johnston Sans

Eine der ersten Corporate-Schriften ist die Johnston Sans, entworfen von Edward Johnston (1872–1944). Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wird sie für die Beschriftungen im Londoner Nahverkehr verwendet, insbesondere für die Londoner U-Bahn. Bekannt ist diese Schriftart auch wegen der Verwendung auf den von Henry Beck entworfenen Linienplänen. Die Johnston Sans beeinflusste unter anderem auch die Entwicklung der Gill Sans (um 1932), Eric Gill seinerseits war ebenfalls an der Entwicklung der Johnston beteiligt.

Caxton, Detail aus «Nils Nova – Works so far»

12. August 2011

Caxton

Die Caxton, gestaltet 1881 by Leslie Usherwood (1932–1983) ist eine franz. Renaissance-Antiqua, die nach dem ersten englischen Drucker-Verleger William Caxton (1422–1491) benannt ist. Sie hat eine hohe Mittelhöhe, kurze Serifen und hohe Versalien. Ihr fast handschriftlicher Charakter ergibt ein sehr warmes und lebendiges Schriftbild.

Vendetta, Detail aus «Press Art»

22. April 2011

Vendetta

Die von John Downer (*1951) für Emigre gestaltete Schrift Vendetta ist eine Art Revival einer venezianischen Renaissance-Antiqua. Es wurde dabei aber nicht einem einzelnen Stempelschneider oder einer spezifischen Schriftart Tribut gezollt, sondern den Charakteristika dieser Nebenschriftgruppe. Der Typograf John Downer begann eine Ausbildung zum Schildermaler während seiner Schulzeit.

Plak, Detail aus «Press Art»

21. April 2011

Plak

Plak, gestaltet von Paul Renner um 1928. Die Plak war als reine Schauschrift konzipiert. Sie wurde als Holzletter in den Schriftgraden von 72 bis 624 Punkt produziert und war nur in fetten Schnitten erhältlich, jedoch in drei verschiedenen Varianten. Paul Renner (1878–1956) gehörte zu den Pionieren moderner Typographie in Deutschland. 1924 begann er mit der typographischen Entwicklung der Futura, der er einen internationalen Durchbruch verschaffte.

Quadraat, Detail aus «Dieter Roth, Tränen in Luzern»

18. April 2011

Quadraat

Die Quadraat, wurde von Fred Smeijers (* 1961) für das Designbüro gleichen Namens gestaltet, bei dem er selbst auch Gründungsmitglied war. Besonders interessant bei dieser humanistischen Antiqua ist ihre Kursive, die mit einem Neigungswinkel von nur sieben Grad auskommt sowie eigenständige Buchstabenformen und eigenwillig gestaltete Serifen aufweist. Smeijers lehnt sich hiermit an Holzschnitt-Kursive aus der Zeit der Renaissance an. Einerseits unterscheidet sich der kursiven Schnitt dadurch deutlich vom aufrechten und erfüllt somit seine Funktion als Auszeichnung, andererseits passt er sich durch den geringen Neigungswinkel harmonisch in das Schriftbild ein.

Centaur, Detail aus «Bruce Wrighton - At Home»

9. April 2011

Centaur

Der US-amerikanische Schriftgestalter Bruce Rogers (1870–1957) gestaltete 1914 die Centaur als Hausschrift für das Metropolitan Museum of Art New York. Bei der Formgebung orientierte er sich an den Schriftentwürfen des Renaissance-Schriftschneiders Nicolas Jenson (1420–1480). Ihren Namen erhielt die Schrift nach dem Titel des ersten Buchs, das 1915 daraus gesetzt wurde: The Centaur von Maurice de Guérin (Montague Press, 1915). Die Kursive, die auf Anregung von Rogers um 1925 von Frederic Warde ergänzt wurde, hieß ursprünglich Arrighi. Grund hierfür war, dass Jenson selbst keine Kursiven entworfen hatte und Warde daher auf von Ludovico degli Arrighi (1475–1527) geschaffene Schriftmuster als Vorlagen zurückgriff.

Bureau Grotesque, Detail aus «Zeitschrift für Medienwissenschaft»

23. September 2010

Bureau Grotesque

Die Bureau Grotesque, gestaltet 1989 von David Berlow, ist eine Neuinterpretation von Groteskschriften der Sheffielder Schriftgießerei Stephenson Blake. Beim Schriftenlabel Fontbureau (Boston/US) als Auszeichnungsschrift in einer relativ umfangreichen Schriftfamilie erhältlich.

Janson Text, Detail aus «Zeitschrift für Medienwissenschaft»

Janson Text, Detail aus «Max Wechsler - Augenzeugnis»

23. September 2010

Janson Text

Janson Text. Die Vorlagen zu dieser Barock-Antiqua wurden ursprünglich Anton Janson (1620–1687), einem in Holland tätigen deutschen Stempelschneider, zugeschrieben. Manche Schrifthistoriker bestreiten dies und schreiben die Autorenschaft Nicholas Kis, einem ungarischen Schriftschneider, zu. Eine erste Übertragung in eine andere Satztechnik erfuhr die Original-Janson-Antiqua in den 1950er Jahren durch Hermann Zapf. 1985 überarbeitete Adrian Frutiger die Janson für Linotype.

Oranda, Detail aus «Zelluloid»

14. Juli 2010

Oranda

Oranda, gestaltet 1987 von Gerard Unger. Ursprünglich Mitte der 1980er als Hausschrift für den Hersteller von Fotokopierern Océ entwickelt. Die Idee war eine moderne und subtilere Variante eines Typewriter-Fonts: Eng laufend, offener und mit proportionalen Buchstabenabständen. Unger gestaltete eine normalen und fetten Schnitt samt den dazugehörigen Kursiven.

Caspari, Coverdetail aus «Annette Rose – Enyklopädie …»

Caspari, Detail aus «Was ist eine gute Ausstellung»

23. März 2010

Caspari

Der holländische Schriftgestalter Gerard Daniëls (* 1966) begann um 1989 mit den Entwurfsarbeiten für Caspari, als er noch an der «Koninklijke Academie van Beeldende Kunsten» in Den Haag studierte. 1993 wurde die Schrift bei DTL veröffentlicht. Caspari kann ästhetisch etwa in der Mitte zwischen Gill Sans und Syntax verortet werden, doch ihre Offenheit und klare Formensprache verleihen ihr einen spezifisch holländischen Charakter. Die Schriftfamilie enthält auch sehr schöne Mediaealziffern und echte Kapitälchen, was Anfang der 1990er Jahre bei Serifenlosen eher eine Seltenheit war.

Haarlemmer, Detail aus «Annette Rose – Enzyklopädie der Handhabungen»

22. März 2010

Haarlemmer

Mit der Neuzeichnung der Haarlemmer begann Jan van Krimpen (1892–1952) 1938, als er von der «Vereeniging voor Druk- en Boekkunst» den Auftrag erhielt, für die Neuausgabe der sogenannten «Statenbijbel» eine Schrift zu entwerfen. Nach ersten Probeabzügen wurde das Projekt gestoppt, die Haarlemmer blieb unvollendet. Frank E. Blokland (* 1959) überarbeitete die Schrift 60 Jahre später nach den Originalzeichnungen von Krimpen und versah die Zeichenwege der Schrift mit diversen Schönheitskorrekturen. Neben den Strichstärken optimierte er die Formen und die Zurichtung. Die Schriftfamilie Haarlemmer, deren Ausarbeitung durch technische Einschränkungen und den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nicht möglich war, zeigt so in digitaler Form doch noch ihre Qualität.

Garamond CE, Detail aus «Ilze Orinska – Naturalia»

Stempel Garamond, Detail aus «Rémy Markowitsch – Bibliotherapy»

14. Februar 2010

Garamond

Claude Garamond (1499–1561), ein französischer Schriftgießer, Typograf und Stempelschneider, schuf die nach ihm benannte Garamond um 1530. Seine Antiqua- und Kursivformen orientierten sich an den Schriften, die Francesco Griffo zuvor für den venezianischen Verleger und Drucker Aldus Manutius geschaffen hatte, und an den Alphabeten von Ludovico Vincentino degli Arrighi. die französische Renaissance-Antiqua zeichnet sich durch ein harmonisches Schriftbild und in gedruckter Form durch eine sehr gute Lesbarkeit selbst unterhalb von Lesegrößen aus. Sie wirkt etwas stabiler, ruhiger und gleichmäßiger als die venezianische Renaissance-Antiqua; die Kehlungen ihrer Serifen und die der Dachansätze sind weniger gerundet.

Das Lettische gehört zusammen mit dem Litauischen zum baltischen Sprachzweig der indogermanischen Sprachen, wobei innerhalb dieses Zweigs Lettisch und Litauisch als ost- oder zentralbaltische Idiome einen engeren Zusammenhang aufweisen. Ursprünglich wurde eine an das Niederdeutsche angelehnte Orthographie verwendet, Anfang des 20. Jahrhunderts jedoch in einer radikalen Rechtschreibreform eine annähernd phonologische Schreibweise eingeführt. Diese verwendet einige diakritische Zeichen, vor allem den Überstrich zur Anzeige eines langen Vokals und das Komma unter einem Konsonanten zur Anzeige der Palatalisierung.

Akzidenz Grotesk, Details aus «space–thinks»

12. Dezember 2009

Akzidenz Grotesk

Akzidenz Grotesk. Um 1880 entwarf der deutsche Typograf und Hieroglyphen-Experte Ferdinand Theinhardt (1820–1909) für die Publikationen der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin vier Schnitte einer Serifenlosen, die er «Royal Grotesk» nannte. 1908 übernimmt Hermann Berthold die Theinhardtsche Schriftgießerei und integriert die inzwischen sehr beliebte «Royal» in seine Akzidenz Grotesk-Schriftfamilie unter der Bezeichnung «AG Mager».

Skopex Serif und Gothic, Detail aus «Nezaket Ekici»

Skopex Gothic, Detail aus «Nezaket Ekici»

Skopex Gothic, Detail aus «Labyrinth–Freiheit»

Skopex Serif, Detail aus «Labyrinth–Freiheit»

12. Dezember 2009

Skopex

Skopex, gestaltet von Andrea Tinnes, ist eine umfangreiche Schriftfamilie mit zwei unterschiedlichen Stilarten, Skopex Gothic und Skopex Serif, die sich beliebig miteinander kombinieren lassen. Die Skopex Serif ist eine zeitgenössische Antiqua mit vertikaler Ausrichtung und vielen verspielten Details. Sie hat die gleichen Proportionen wie die serifenlose Variante, unterscheidet sich von dieser jedoch durch einen starken Strichstärkenkontrast. Ihre charakteristischen Merkmale sind die asymmetrischen Serifen sowie die leicht gerundeten Formen der Buchstaben R, K, k, und y. Der Name Skopex bezieht sich sowohl auf das griechische Verb skopein (betrachten, schauen, beobachten, untersuchen) als auch auf das Englische Wort scope (Umfang, Spielraum, Weite, Bereich).

Walbaum, Detail aus «Max-Planck-Institut für molekulare Genetik»

11. November 2009

Walbaum

Walbaum Antiqua. Der Stempelschneider Justus Erich Walbaum (1768–1837) schuf mit dieser Schrift den bekanntesten deutschen Vertreter der klassizistischen Antiqua. Durch ihre breiteren Versalien erscheint die Walbaum etwas wärmer als die Bodoni und ist aufgrund einer besseren Zeilenbildung typografisch leichter zu handhaben als diese. Sie benötigt einen großzügigen Durchschuß. Wie bei vielen anderen klassischen Textschriften gab es auch bei der Walbaum im Laufe ihrer Entstehungsgeschichte unterschiedliche Interpretationen des Originals.

Cooper, Detail aus «Joanne Greenbaum – Painting»

28. November 2008

Cooper

Der 20-jährige Grafikersohn Oswald B. Cooper besucht an der Frank Holme School of Illustration in Chicago unter anderem die Schreib-Kurse von Frederic Goudy. 1921 entwirft er für ein Plakat eine fette Schrift mit rundlichen Serifen, die er 1922 bei Barnhart Brothers & Spindler herausbringt. Cooper Black entsprach dem damaligen Werbe-Zeitgeist: einfach, freundlich, kräftig. Sie wurde so erfolgreich, dass Monotype – ausgerechnet bei Coopers Lehrer Goudy – eine Kopie in Auftrag gab, die 1925 als Goudy Heavyface erscheint.

DTL Fleischmann, Detail aus «Britta Lumer»

9. November 2008

DTL Fleischmann

Die DTL Fleischmann wurde zwischen 1993 und 1997 vom Schriftenwerfer Erhard Kaiser (* 1957) im Auftrag der Dutch Type Library gestaltet. Sie ist die Neuinterpretation einer Barock-Antiqua und baut auf historischen Schriftschnitten des Stempelschneiders Johann Michael Fleischmann (1707–1768) auf, die dieser im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts in den Niederlanden vor allem für die Druckerei Enschedé in Haarlem schuf.

Trump Mediäval, Detail aus «die stadt von morgen»

13. Oktober 2008

Trump Mediäval

Georg Trump (1896–1985) gestaltete zwischen 1954 und 1962 die Trump Mediäval, eine Verbindung des Charakters einer italienischen Renaissance-Antiqua mit kalligraphischen Elementen.

Helvetica Bold condensed, Detail aus «Nils Nova – Screen»

Helvetica bold (oben), Helvetica condensed (unten)

13. Oktober 2008

Helvetica

Die ersten Schnitte zur Helvetica gestaltete der Grafiker Max Miedinger (1910–1980) in Zusammenarbeit mit Eduard Hoffmann. Als Vorlage dienten ihnen die Akzidenz Grotesk von Berthold und die Normal Grotesk aus dem Hause Haas. 1957 wurde die halbfette Garnitur zur Messe graphique 57 für den Handsatz veröffentlicht, zunächst unter dem Namen Neue Haas-Grotesk. Unzählige Corporate Designs der 60er Jahre basieren auf der Helvetica als Hausschrift. Das liegt nicht nur an der Einfallslosigkeit der Designer, sondern daran, dass die Helvetica auf Grund ihrer Verbreitung immer und überall verfügbar war – in Zeiten des Bleisatzes ein wichtiges Kriterium.

Belucian Ultra, Detail aus «Glück gehabt»

23. September 2008

Belucian

Belucian Ultra, ursprünglich unter dem Namen Lucian Ultra 1932 gestaltet von Lucian Bernhard (1883–1972). Lucian Bernhard (geb. als Emil Kahn) wurde vor allem mit seinen Plakaten für Firmen wie Pelikan, Magnolie, Kaffee Hag, Bosch oder Faber-Castell berühmt. Er emigrierte 1923 von Berlin in die Vereinigten Staaten von Amerika.

DTL Nobel, Detail aus «Glück gehabt»

23. September 2008

DTL Nobel

Die Serifenlose Nobel, 1929 gestaltet von den holländischen Schriftgestaltern Sjoerd Henrik de Roos (1877–1962) und Dick Dooijes (1909–1998), war eine Antwort auf die Futura und die Erbar Grotesk, entfernte sich aber etwas mehr von deren strenger Geometrie. Sie war bis in die 1960er Jahre populär in vielen holländischen Bleisetzereien eingesetzt. Andrea Fuchs und Fred Smeijers haben sie als DTL Nobel 1993 für die Dutch Type Library neu interpretiert.

Gothic No. 13, Detail aus «The counting out rhymes project»

19. Mai 2008

Gothic No. 13

Gothic No. 13, vermutlich gestaltet 1942 von Robert Hunter Middleton (1898-1985)

Fournier, Detail aus «The counting out rhymes project»

18. Mai 2008

Fournier (Monotype)

Pierre Simon Fournier (1712–1768) gilt als der Schöpfer des Point typographique (Fournier-Punkt-System) und der variablen, runden Drucknotentype für den Musiknotendruck. Fournier reformierte die traditionelle Renaissance-Antiqua, insbesondere die Angleichung der Oberlängen von Minuskeln von der k-Linie auf die H-Linie der Majuskeln, und schuf in rascher Folge eine Vielzahl von Vorklassizistischen Antiquas, Schreibschriften und Ornamenten, sogenannten Zierat, in zeitgenössischer Rokoko-Manier. Neben der Fournier von Monotype basieren u.a. auch Walbaum, Meridien und Linotype Centennial auf Entwürfen von Fournier.

Centaur, Detail aus «Robin Rhode – Walk Off»

8. Oktober 2007

Centaur

Centaur, gestaltet von Bruce Rogers und Frederic Warde, 1914/1925). Bruce Rogers entwarf die Centaur ursprünglich für das Metropolitan Museum im Jahre 1914. Bei der Formgebung orientierte er sich an Schriftschnitten des Renaissance-Druckers Nicolas Jenson. Die Kursive, die von 1925 Frederic Warde gestaltet wurde, hieß ursprünglich Arrighi. Er zeichnete diese Kursive nach der Italika Ludovico Vicentinos aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Freier konzipiert sind die Versalien.

Baskerville, Detail aus «Schaurausch»

27. September 2007

Baskerville

Die von John Baskerville (1706–1775) entwickelte Barockantiqua galt als technischer Meilenstein und als wichtige Referenz für die späteren Klassizisten. Trotzdem zog man damals aus ästhetischen Gründen oftmals die Caslon vor, die auch als die «englische Antiqua» par excellence gilt. Schon zu Bleisatzzeiten gab es unzählige Versionen der Baskerville.

Knightsbridge, Detail aus «Schaurausch»

27. September 2007

Knightsbridge

Knightsbridge, a robust and bold italic font, was created by Alan Meeks in 1975. This is a completely new interpretation of the alphabet that does not derive from any typographic or historical sources.

Tyfa, Detail aus «Josephine Troller»

Tyfa, Detail aus «Bittermann & Duka»

26. September 2007

Tyfa

Die Tyfa wurde 1959 als Bleisatzschrift von Josef Týfa (1913–2007) gestaltet, der in den 50er und 60er-Jahren das tschechische Corporate Design entscheidend prägte. Ab Mitte der 60er-Jahre wandte er sich autodidaktisch der Schriftgestaltung zu. Als Inspiration für sein Werk nannte er den tschechischen Grafiker Jaroslav Benda, modernes Grafikdesign und Betonarchitektur von Pier Luigi Nervi. 1998 entwickelte der Schriftgestalter Frantisek Storm die digitale Fassung namens ITC Tyfa in enger Zusammenarbeit mit Týfa.

Goudy, Detail aus «Josephine Troller»

26. September 2007

Goudy sans

Frederic W. Goudy (1865–1947) studierte bei der Gestaltung der Goudy Sans alte Lapidarschriften und Manuskripte. Diesen Quellen hat die Schrift einige ihrer speziellen Merkmale zu verdanken: anschwellende Abschlüsse, betonte Serifen an einigen der Versalien sowie alternative Unzialformen. Die ersten drei Schnitte erschienen 1929.

Centennial, Detail aus «Don’t Worry, Be Curious!»

17. August 2007

Centennial

Die Centennial war eine Auftragsarbeit von Adrian Frutiger (* 1928) für Linotype. Die Firma wollte 1986 zum Gedenken an das 100-jährige Jubiläum ihrer Zeilensetzmaschine eine neue Schrift herausbringen. Sie sollte ein ernstzunehmende Konkurrenz zur allgegenwärtigen Times von Monotype werden. Die Centennial entspricht eigentlich nicht einer normalen Leseschrift, weil sie schmal läuft, andererseits passt sie mit dem abgemilderten Kontrast zwischen Haarstrichen und fetten Abstrichen, mit ihren offenen Formen und der der grossen Mittellänge gut für den normalen Werksatz.

American Typewriter, Detail aus «Die Ringe des Dieter Roth»

American Typewriter, Detail aus «Nic Hess – Guten Morgen Deutschland!»

12. Dezember 2006

American Typewriter

Mechanische Schreibmaschinen positionieren alle Lettern mit dem gleichen Abstand (dicktengleich oder engl. «monospaced»). Die 1974 von Joel Kadan im Auftrag von ITC gestaltete American Typewriter hat dagegen proportionale Abstände. Sie ist eine Neuinterpretation älterer mechanischer Schreibmaschinentypen.
Mark Twain soll übrigens der erste gewesen sein, der ein Manuskript komplett auf der Schreibmaschine verfasst hat: «Tom Sawyers Abenteuer» (die Erstausgabe erschien 1876).

Plantin, Detail aus «Paolo Parisi – Observatorium»

Plantin, Detail aus «Sondermodelle»

23. Oktober 2006

Plantin

Plantin, geschnitten 1913 von Fritz Stelzer unter der Geschäftsführung von Frank Hinman Pierpont (1860–1937) für die Monotype Corporation. Die Anregung zur Gestaltung der Plantin soll Pierpont durch die Schrift eines Katalogs des Plantin-Moretus-Museums von 1905 erhalten haben. Der Name der Schrift erinnert an den Antwerpener Verleger und Buchdrucker Christophe Plantin (1520–1598), der es in 34 Jahren auf 2450 Publikationen brachte. Die Plantin ist eine jener Schriften, die im Zuge der Neorenaissance-Bewegung in Europa und Amerika entstanden, nachdem etwa Mitte des 19. Jh. die Qualitäten der Renaissance-Antiqua wiederentdeckt worden waren. Sie diente schließlich als Vorlage beim Entwurf der wohl bekanntesten Barockantiqua überhaupt – der 1931 bis 1935 entstandenen Times.

Univers Condensed, Detail aus «Paolo Parisi»

23. Oktober 2006

Univers

Die Univers ist eine serifenlose Linear-Antiqua Schrift, die in den Jahren 1950/1951 bis 1956 von Adrian Frutiger gestaltet und 1957 von der Schriftgießerei Deberny & Peignot veröffentlicht wurde. Helvetica und Univers zählen vermutlich zu den am häufigsten verwendeten Schriftarten der sogenannten Schweizer Typografie. Unterschiedliche Strichstärken und Zeichenbreiten innerhalb der Schriftfamilie, die aus insgesamt 21 (später 27) Schriftschnitten besteht, werden durch ein Zahlensystem anstelle von Namen gekennzeichnet – ein System, das Frutiger später auch für andere Schriftarten verwendete.

Beton, Detail aus «U2 Alexanderplatz»

Beton, Detail aus «Max Wechsler, Augenzeugnis»

5. September 2006

Beton

Beton Bold Condensed, gestaltet 1931 von Heinrich Jost (1889–1949). Serifenbetonte Linear-Antiqua-Schriften traten erstmals zu Anfang des 19. Jahrhunderts auf den Plan. In den 1930er-Jahren gehörten sie zu den Standardschriften. Die ersten serifenbetonten Linear-Antiqua-Schriften waren Abkömmlinge von Didot-ähnlichen Textschriften (z. B. der Walbaum). In dem Maße wie Zeitungen und Werbung immer mehr an Bedeutung gewannen, begannen Schriftgießereien und Druckereien, größere, kühnere Schriften zu schneiden, die die Aufmerksamkeit der Leser auf sich zogen. Dieses Sich-Gegenseitig-Ausstechen-Wollen endete schließlich mit monströsen Holztypen. Zu Beginn des des 20. Jahrhunderts begannen die Typografen, die Schriftstile des 19. Jahrhunderts zu «zähmen» und zu kodifizieren.

Futura, Detail aus «U2 Alexanderplatz»

Futura, Detail aus «Nader Ahriman»

5. September 2006

Futura

Die Futura, deren erste Entwürfe von Paul Renner auf das Jahr 1924 datieren, war stark vom Bauhaus inspiriert. Renner betrachtete sie als die Überwindung der «Unvereinbarkeit von römischer Versalschrift und den lateinischen Kleinbuchstaben, die der handschriftlichen karolingischen Minuskel entstammen». Seine Futura war der Prototyp einer geometrischen (konstruierten) serifenlosen Linear-Antiqua.

Lunatix, Detail aus «Die dritte Kammer»

9. Dezember 2005

Lunatix

Lunatix, gestaltet 1988 von Zuzana Licko. Die Tochter eines Biomathematikers hatte früh Zugang zu Computern und brachte sich selbst die Grundkenntnisse des Programmierens bei. Danach begann sie erste Schriften zu entwerfen, ihr erstes Alphabet basierte auf dem griechischen Alphabet. Sie studierte zunächst Architektur, Informatik und Fotografie und machte ein Diplom in Visueller Kommunikation an der University of California, Berkeley, anschließend arbeitete sie in der grafischen Abteilung von Adobe Systems an der Entwicklung der PostScript-Technologie mit. Anfang der 1980er Jahre gründete Licko mit dem niederländischen Grafikdesigner und Fotografen Rudy VanderLans den experimentellen Schriftenverlag Emigre. Der Name ergab sich daraus, daß beide so genannte émigrés, also Emigranten in den USA waren.

VAG Rundschrift, Detail aus «Nic Hess – Guten Morgen Deutschland!»

16. Juni 2005

VAG Rundschrift

Die VAG Rundschrift entstand in den 1970er-Jahren im Zuge einer neuen Markenstrategie für die Firma Volkswagen. Die Werbeagentur GGK Düsseldorf war damit beauftragt und im Zuge dessen entstand die VAG Rundschrift unter Wolf Rogosky (Creative Director) und Gerd Hiepler (Art Director) als Hausschrift der Volkswagen AG mit dem Ziel, über eine von den Schriften der vormals konkurrierenden Marken Audi (Times) und Volkswagen (Futura) klar abgegrenzte Type zu verfügen. Das neue Corporate Design mit der VAG Rundschrift für Drucksachen, Anzeigen und Beschilderungen wurde 1978 eingeführt. Anfang der 1990er-Jahre gab man das Konzept des einheitlichen Auftritts auf und stellte die Nutzung der VAG Rounded ein.
Von 2007 bis 2015 kam sie auf allen Apple Mac-Tastaturen zum Einsatz.

Goudy Catalogue

1. Mai 2005

Goudy Catalogue

Goudy Catalogue (Frederic W. Goudy, 1915). Frederic William Goudy (1865–1947) lernte in jungen Jahren als Buchhändler die Bücher von William Morris und der Arts-and-Crafts-Bewegung kennen. 1903 gründete er die Village Press. Von 1920 bis 1940 war Goudy künstlerischer Leiter der Lanston Monotype Company. Goudy schuf zwischen 1899 und 1944 über 100 Schriften.

TheSans Regular, Detail aus «Erwin Wurm – Glue your brain»

TheSans Regular, Detail aus «Max-Planck-Institut»

5. März 2005

Thesis (TheSans)

Thesis ist eine Schriftsippe, die im Kern aus vier Schriftvariationen besteht: TheSans, TheSerif, TheMix und TheAntiqua. Die ursprünglichen Schriftsätze wurden 1994 von dem niederländischen Gestalter Lucas de Groot entwickelt. Seitdem hat er sie in regelmäßigen Abständen um zahlreiche Schriftvariationen bereichert. Mittlerweile umfasst sie kyrillische, hebräische und sogar arabische Zeichen. Seit 2000 vertreibt Lucas de Groot die Thesis unter seinem eigenen Schrifenlabel LucasFonts.

Avenir, Detail aus «Rémy Markowitsch – On Travel»

27. September 2004

Avenir

Avenir book von Adrian Frutiger (*1928). Das Design der Avenir ist auf zwei frühere Sans-Serif-Schriften, die Futura und die Erbar zurückzuführen und an die neue Sachlichkeit der dreißiger Jahre angelehnt. Sie ist im Gegensatz zur Futura nicht konstruiert, sondern wurde von Frutiger um 1988 mit der Hand gezeichnet und dann digitalisiert.

Goudy Old Style, Detail aus «Rémy Markowitsch – On Travel»

27. September 2004

Goudy Old Style

Goudy Old Style (Frederic W. Goudy, 1916). Frederic William Goudy (1865–1947) lernte in jungen Jahren als Buchhändler die Bücher von William Morris und der Pressenbewegung kennen. 1903 gründete er die Village Press. Von 1920 bis 1940 war Goudy künstlerischer Leiter der Lanston Monotype Company. Goudy schuf zwischen 1899 und 1944 über 100 Schriften.

Tribute, Detail aus «Nader Ahriman»

30. März 2004

Tribute

Vorlage für die 2003 von Frank Heine (1964–2003) gestaltete Tribute war die Fotokopie eines Reprints eines Schriftmusterblattes einer Renaissance-Antiqua des Französischen Stempelschneiders und Schriftgießers François Guyot. Das Blatt entstand zwischen 1544 und 1557. Durch die Verwendung einer Vorlage der dritten Generation blieben dem Schriftgestalter genug Freiräume, individuelle Gestaltungslösungen für die Details zu finden.

Bell Antiqua, Detail aus «Meike Dölp – Vom Wolkigen»

2. Februar 2003

Bell Antiqua

Die Bell Antiqua ist benannt nach dem englischen Gießer, Drucker, Buchhändler, Verleger und Journalisten John Browne Bell (1745–1831). Im Jahre 1766 erwarb dieser die British Library, die eine der bedeutendsten Leihbibliotheken in London wurde. Die Seiten seiner Zeitung «The Oracle» waren für viele nachfolgende Periodika stilbildend. John Bell gründete auch die erste illustrierte Modezeitschrift in England, La Belle Assemblée (ein Wortspiel mit seinem eigenen Namen). 1788 gründete er die British Letter Foundry mit Richard Austin (1768–1830) als Stempelschneider und Kupferstecher, dem die Bell Antiqua Ihr Aussehen verdankt. Sie galt von Beginn an als Schriftinnovation und war die erste Schrift in England, aus der das lange «s» verbannt wurde.

Gill Sans, Detail aus «Urs Lüthi – Art For A Better Life»

23. Januar 2003

Gill Sans

Die Schriftart Gill Sans ist eine serifenlose Linear-Antiqua, die von dem englischen Bildhauer, Grafiker und Typografen und Eric Gill (1882–1940) zwischen 1928 und 1930 entworfen wurde. Die Gill Sans basiert auf Edward Johnstons (von Gill mitgestalteter) Schriftart Johnston Sans. Eine Besonderheit ist, dass die verschiedenen Schriftschnitte nicht systematisch aufeinander aufbauen, sondern jeweils einen eigenen Charakter haben. Kursive Schnitte, bei denen wie bei den Kursiven der Antiqua-Schriften einige Buchstaben handschriftähnliche Formen aufweisen, gibt es nur zu den Schriftschnitten light und regular.

Ehrhardt, Detail aus «Urs Lüthi – Art For A Better Life»

23. Januar 2003

Ehrhardt

Der Name Ehrhardt weist darauf hin, dass diese Schrift auf die Holländischen Schriften der Ehrhardtschen Schriftgießerei in Leipzig zurückgeht, die in deren Schriftmustern verzeichnet waren. Der Gestalter der Schrift ist unbekannt, Schrifthistoriker vermuten allerdings den ungarischen Schriftschneider Miklós Kis (1650–1702) als Urheber. Monotype veröffentlichte die Ehrhardt 1938 für den Blei- und 1991 für den Computersatz.

Stempel Garamond, Detail aus «Rémy Markowitsch – Bibliotherapy»

5. Oktober 2002

Stempel Garamond

Garamond nennt man eine Gruppe von Schriftarten, die seit dem 16. Jahrhundert verwendet werden und von Claude Garamond (1480–1561) geschaffen wurden oder auf diesen aufbauen. Die Garamond prägte das Schriftbild der Antiqua und Kursiv-Schriften so nachhaltig, dass bis weit ins 17. Jahrhundert hinein immer wieder neue Alphabete gleichen Charakters erschienen. Zumindest im deutschsprachigen Raum hat die Stempel Garamond den Ruf, die originalgetreueste Garamond zu sein.

Mrs. Eaves, Detail aus «Missing Link»

23. Oktober 2001

Mrs. Eaves

Mrs. Eaves, erschienen 1996 bei Emigre, wurde von Zuzana Licko (*1961) gestaltet und war eine so erfolgreiche Neuinterpretation der Baskerville, dass sie Licko 2009 noch weiter ausbaute und optimierte. Sarah Eaves war die Haushälterin und spätere Ehefrau John Baskervilles. Der Schriftname kann als Seitenhieb Lickos auf die Tatsache verstanden werden, dass Frauen im Grafikdesign bis heute oft unbekannt bleiben.

Palatino, Detail aus «Kurt Kocherscheidt»

28. September 2001

Palatino

Palatino, gestaltet um 1949 von Hermann Zapf (1918–2015) auf der Grundlage italienischer Renaissance-Inschriften, erschien Ende 1950. Zusammen mit dem Stempelschneider August Rosenberger studierte Zapf, wie eine Schrift beschaffen sein muss, um auch den rauen Offsetdruck auf eher minderwertigem Papier zu überstehen. Das Endergebnis der Bemühungen wurde nach Giambattista Palatino, einem italienischen Meister der Kalligraphie des 16. Jahrhunderts, benannt. Die leicht und offen gestaltete Palatino ist bis heute eine der international weit verbreitetsten Antiquaschriften für den Buchdruck und wurde als Schriftfamilie seit ihrem Erscheinen mehrfach erweitert.

Franklin Gothic, Detail aus «Kurt Kocherscheidt»

27. September 2001

Franklin Gothic

Franklin Gothic, gestaltet um 1903 von Morris Fuller Benton (1872–1948). Die Schrift gehört zur Gruppe der «Amerikanischen Grotesk», die mit ähnlichen Merkmalen wie die Akzidenz Grotesk in Westeuropa aus der «älteren Grotesk» entwickelt wurde. In den USA genießt dieser Zeichensatz einen ähnlichen Stellenwert wie hierzulande die Helvetica oder die Univers. Die Herkunft des Namens Franklin geht angeblich auf den US-amerikanischen Staatsmann und Erfinder Benjamin Franklin zurück. Der Zusatz Gothic wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA für serifenlose Schriften verwendet.